5. mAma in und um Aachen
Immerhin habe ich alles ganz gut überstanden.
Ich war ab 7:30 Uhr bis 18:30 Uhr außer Haus.
Manchmal verläuft ein Samstag ebend anders!
Damit muss man sich abfinden. Zwar kannte ich
innere Stimmen schon aus längst in der Zeit
hinter mir liegenden Gesprächen, aber was an
diesem Tag so gesprochen wurde, war dann doch
an einigen Stellen widersprüchlich, merkwürdig
und auch mal komisch.
Schon vor dem Lauf in und um Aachen, dem mAMa
(Innere Stimme: „Watt`n datt für`n Name?”),
fielen reihenweise Teilnehmer aus. Ich vermute mal,
dass sich die neue Streckenführung verräterischer Weise,
in den neuen Teilen, besonders dem letzten Kilometer, herum
gesprochen hatte!
Wirklich Wahnsinn? Was ist denn Wahnsinn anderes als anders
zu sein, wie der sogenannte Mainstream? (Innere Stimme:
„Die Veranstalter hammse wohl nich alle?”)
Nun, ich wälzte mich auch an diesem Tag, an dem ich mal
wieder zum mAMa fahren wollte, ziemlich unentschlossen aus
dem Bett. Der entscheidende Teil meines Körpers schien im
Bett geblieben zu sein. Denn wie ist es sonst zu erklären,
dass ich nach Aachen zu diesem merkwürdigem Lauf in und um
Aachen dann doch fuhr? Wir frühstückten und Dagmar wünschte
mir viel Glück. Das konnte ich wirklich gebrauchen! Dachte ich,
da kannte ich die Strecke nur in Teilen, weil ich schon viermal
dabei war. Diesmal war alles anders. Matsch wurde auch wieder
versprochen und Fluss–und Bachquerungen. Die Rede war aber
vorher nicht von dem, was uns dann gegen Ende wirklich erwartete.
Ich war pünktlich am vereinbarten Treffpunkt und hatte viel Zeit,
um meiner Inneren Stimme und meinen Gedanken zu lauschen. „Was
treibe ich hier eigentlich? Was soll das? Ich bin schon da und
wo sind die anderen? Kommt da noch wer? Man bin ich müde.
So ein Quatsch, hier laufen zu wollen. Die sind doch bekloppt”
So oder so ähnlich hörte, lauschte ich und auch: „Ich hätte doch
noch so schön schlafen können! Ein Bett wäre jedenfalls besser
als der steife Fahrersitz.” Irgendwann gegen neun Uhr stieg ich
dann aus dem Auto und begrüßte die Organisatoren, Helfer und
andere Toren. Die Läufer freuten sich schon!
Besonders freuten
sich aber Tim und Björn.
Denn die kannten ja die Strecke und
sprachen immer wieder lachend über die zu erwartenden Überraschungen.
Tss! Da hätte ich noch kneifen können. Ich hätte einfach beim Warmmachen,
während der Gymnastik zu diesem 45 Km Lauf eine Zerrung vortäuschen sollen
und wäre wieder in mein Auto gestiegen, und das war es dann. Ab nach Hause.
Aber ich machte ja keine Gymnastik vor dem Lauf. Nur mit dem Mund lockerte
ich mich auf. Witzig sein! Lachen, was wir dann brauchten! Und wenn ich
nach Hause gefahren wäre? Und dann? Also begrüßen wir uns herzlich und
lachten mit Tim und Björn. Und ich dachte:” So schlimm wird es schon
nicht werden!” Ha,ha, ha!
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Noch können einige Teilnehmer lachen. |
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Inga und Helmut waren auch da.
Die hatte einen kleinen Morgenlauf hingelegt und schauten mal vorbei.
Martine, Inga und Helmut trafen wir dann unterwegs wieder.
Die Verpflegung, die es natürlich nicht geben sollte, gab es doch.
So wurden wir aufs Beste versorgt! Vegan und vegetarisch.
Alex griff sich wieder einen der Weihnachtsbäume, die wohl für` s
nächste Fest neben dem Parkplatz aufbewahrt wurden. Dann wurde noch
ein Foto „Vor dem Lauf” geschossen.
In Aachen werden die gebrauchten
Weihnachtsbäume wohl auch missbraucht? Jedenfalls hoffte ich, dass
Alex nicht einen der Bäume gegriffen hatte, wo schon etliche Hunde
dran gepisst hatten. Ich mühte mich, als fotografiert wurde, mit
einem Fahrrad ab. Es hatte kein Vorderrad mehr, war aber an einem
Laternenpfahl angekettet. Scheint auch in Aachen Tradition zu sein.
Ich sah noch andere Fahrräder unterwegs. Auch angekettet und nicht
mehr komplett zum eigentlichen Zweck geeignet.
Gut. Es lag Schnee.
Es war kühl und sehr trübe. Bald rutschten wir mehr, als wir liefen
zwischen den Wiesen dahin. Wir passten auf und alle Läufer waren noch
bei uns.
Ein Gruppenlauf.
Zwei der Läufer waren undicht. Die Blasen
tropften. Gut, nicht sie waren undicht, sondern ihre Trinkblasen.
Joachim schüttete seine Trinkblase aus und Björn drehte den Verschluss
fester zu. Trotzdem: man sollte den Lauf locker angehen!
Im Wald. Im Wald wurde, jedenfalls am Anfang noch, viel gelacht. Klar,
man musste schon aufpassen. Es galt nicht dauernd an den Brombeeren,
den kreuz und quer liegenden Ästen, hängen zu bleiben. Läufer, die
größer als drei Dackel übereinander sind, mussten sich in Acht nehmen.
Tückisch sind die Veranstalter. Da wurde der Weg sorgfältig so ausgewählt,
dass tiefer hängende Äste sich den Köpfen größerer Läufer stellen konnten.
Der Klügere gab nach. Es wurde an vielen Stellen gerutscht.
Schnee -
Gematsche auf den wenigen Fahrwegen, die wir laufen mussten. Leider
haben die Veranstalter es auch diesmal nicht geschafft, den Laufweg
komplett in eigentlich unwegsames Gelände zu verlegen. Das ist wirklich
unglaublich! Mist! So kamen wir ja doch noch fast vor Sonnenuntergang ins
Ziel. Davon später aber noch mehr. Ziel! Tss, was ist das hier bei diesem
bescheuerten Lauf eigentlich? Stürze, zerbeulte Köpfe, Muskelzerrungen,
Verletzungen, war das als Ziel angepeilt? Mitnichten! Spaß sollte das
machen. Aber wer oder was sollte denn hier Spaß haben?
Nun gut.
Klar, es
hat mir verdammt nochmal viel Spaß gemacht, mit diesen Leuten, von denen
ich einige schon so lange kenne und die ich gut leiden kann,
in der Wildnis rund um Aachen unterwegs zu sein.
Immer wieder
hatten wir Gelegenheit, unser Europa schätzen zu lernen.
Denn wir überschritten einige Male die Grenze. Die Typen
von der „matschigen Chaos-Splittergruppe vom LTB Aachen”,
Tim und Björn, haben wieder eine schöne Strecke ausgesucht.
Die Laufbeschreibung, fast alles, was man wissen muss und
viel was man nicht wissen will, findet man natürlich auf
„www.pfadfinder.com”. Wer lesen kann und noch besser, wer
zwischen den Zeilen lesen kann, der ist klar im Vorteil.
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Hoch, damit man wieder runter kann! |
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Hindernisse: Wasser, Schneematsch und Bäume. |
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Irgendwie doch auch ein Abenteuer.
Der Lauf ist nicht von dieser Welt! Jedenfalls
konnte man schon auf diesen Gedanken kommen.
Auf der völlig flachen und trotzdem gefährlich - tückischen Asphaltstraße erwischte es Joachim.
Umgeknickt!
Er musste die Laufgruppe verlassen!
Er verabschiedete sich zum Rückweg.
Gute Heimfahrt und Gute Besserung!
Quer durch den Wald, gefühlte zehn Bachdurchquerungen,
Kopfkollisionen mit Ästen, Popo- Bekanntschaften mit Schlamm
nach einer Rutschpartie und mehr durften wir mitnehmen.
Die Bäche hatten etwas Spezielles. Kaltes, klares Wasser.
Mit einem Glas Klaren Wodka kann man ein warmes Gefühl in der Magengegend zaubern.
Das Eiswasser der Bäche kühlte ab! Eisbeine ohne Sauerkraut!
Waren wir endlich mitten
drin und an den Füßen und Beinen abgekühlt, konnte man sich noch
weiter im Schneematsch abkühlen, wenn man das rettende Ufer erreicht hatte!
Wenn!
Cool.
Wir hatten einige Mediziner
mit. Ich fragte nach einem Amputationsbesteck, falls die verfrorenen
Zehen zu hinderlich beim Laufen sein sollten. Keiner hatte so etwas
dabei.
Warum sollte man auf normalen Wegen laufen? Oft liefen wir
absichtlich, den bequemen Weg daneben vermeidend, im Schlamm oder
Bach dahin. Endlich Zivilisation. Inga und Malte liefen uns am VP
entgegen. Endlich normale Menschen! Lecker. Am VP war alles gut.
Dann matschten wir die restlichen ca. 19Km weiter.
Die Bäuche waren voll.
Der warme Tee planschte
in meinem Bauch.
Ich fühlte mich gut.
Die anderen auch.
Denn immer noch wurde viel gelacht.
Als wir in den Aachener
Wald eintauchten, dachte ich, wir haben es ja bald geschafft.
Nun, da lauerte aber noch eine Überraschung auf uns.
Meine Füße hatten sich gerade wieder etwas erwärmt. Ich
dachte schon an den schönen Samstagabend auf der Couch
bei Fußball und mit Dagmar im Gespräch.
Der letzte Kilometer.
Björn rutschte vom bequemen Weg zum Bachbett des Gillesbachtal
herunter. Bo? Was soll das? Tim meinte ich muss. Ich wolle doch
sicher nicht, dass mir die Veranstalter böse sind, ich keine Urkunde
bekomme, schief angesehen werde, irgendwie vielleicht doch noch
im Ziel bestraft werde. Also musste ich auch da runter.
Wir planschten lustiger Weise für etliche Meter im Bach
herum. Glitten mehr oder weniger gekonnt durch das Bachbett,
bis wir endlich auch über Wurzeln wieder an Land hochkletterten.
Manchmal zogen oder stießen andere Läufer helfend den einen oder
anderen Läufer ans rettende Ufer, über Bäume und Steine.
Dann nur noch durch die Röhre. Ich hatte eine Nottaschenlampe
dabei und so konnte ich gut in die Röhre schauen. Man rettete
mich. Schob und zerrte mich am Rande einer „Nahtoterfahrung”
rutschend vom Ende der Röhre aus dem Bachtal wieder in die
Zivilastion herauf.
Dazu bitte dann auch mal auf der "Seite" vom Stefan Vilvo "www.vilvo.de" nachsehen.
Stefan hat wieder ein lustiges Filmchen erstellt.
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Oben im Schnee konnte ich meine nassen Füße noch
weiter herunter kühlen, den Matsch an den Händen
im Schnee abwischen und mein Leben genießen.
Dann noch einige Meter ins Ziel. Hier mussten
die Läufer auch noch die restliche Verpflegung
beseitigen. Bo. Auch das noch! Ich zog mir was
Trockenes an. Die Laufschuhe waren komplett wie
neu: sauber aber total nass. Verabschiedung.
Gute Wünsche.
Warmes Auto.
Raser auf der Autobahn.
Dann war ich zu Hause.
Klamotten verstaut.
Endlich was Warmes.
Duschen.
Randsportart Fußball im Fernsehen.
Mönchengladbach hat gewonnen.
Schalke platt! Das war ein toller Tag.
Vielen Dank auch!
Letzte Änderung: 04.02.2019 (III. Korrektur)
© Joerg Segger
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